Rodentiose ist eine eher seltene Krankheit, die jedoch schwer zu behandeln ist und auch vom Kaninchen auf den Menschen übertragen werden kann. Rodentiose ist auch unter den Namen Pseudotuberkulose und Nagerpest bekannt. Sie ist jedoch nicht mit der Tularämie zu verwechseln, die auch ab und zu als Hasenpest oder Nagerpest bezeichnet wird.

Die Diagnose der Rodentiose

Rodentiose wird von einem Bakterium namens Yersinia pseudotuberculosis ausgelöst, das unter Wildkaninchen und anderen wildlebenden Nagetieren und Vögeln stark verbreitet ist. Bei den Hauskaninchen sind vor allem jene Kaninchen in Gefahr, die ständig oder zumindest im Sommer in Außengehegen leben und so mit dem verunreinigten Kot von Wildtieren in Berührung kommen. Problematisch ist dies vor allem, weil wildlebende Vögel ihre „Hinterlassenschaften“ aus der Luft ins Kaninchengehege fallen lassen können.

Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Rodentiose nicht auf Anhieb erkennen lässt. So leiden erkrankte Kaninchen zunächst vor allem an allgemeinen Symptomen wie Fressunlust und Apathie, Atembeschwerden und Fieber. Im späteren Verlauf schwellen die inneren Organe wie Nieren, Leber und Milz an, was der Besitzer dann relativ leicht ertasten kann, weil das apathische Kaninchen gleichzeitig an Gewicht verliert.

Über den Kot des infizierten Kaninchens kann sich auch der Mensch mit Rodentiose anstecken. In schweren Fällen führt die Infektion beim Menschen zu einer scheinbaren Blinddarmentzündung (Pseudoappendizitis), zu Hals- und Mandelentzündungen, grippalen Symptomen und schmerzhaften Gelenkentzündungen. Neben Kaninchen können auch andere Nagetiere wie Meerschweinchen. Chinchillas und Ratten erkranken, was besonders Tierhalter beachten müssen, die mehrere Nagetierarten halten.

Die Behandlung der Rodentiose

Wird die Krankheit rechtzeitig diagnostiziert, kann möglicherweise eine Behandlung mit Antibiotika erfolgen, die jedoch nur selten erfolgreich ist. Die Diagnose erfolgt gewöhnlich über eine Kotanalyse. Allerdings raten die meisten Tierarzte aufgrund der geringen Heilungsaussichten und der Gefahr einer Übertragung auf den Menschen von einem Therapieversuch ab. Hat sich ein Kaninchen (oder ein Meerschweinchen) einmal Rodentiose eingehandelt, wird eher das Einschläfern empfohlen.

Tularämie

Die Tularämie, die ebenfalls ab und zu Nagerpest, Hasenpest oder auch Kaninchenfieber genannt wird, betrifft in Deutschland fast nur wild lebende Tiere. Kaninchen im Außengehege können sich anstecken, wenn sie von blutsaugenden Parasiten wie Mücken, Flöhen oder Milben gebissen werden, die zuvor infizierte Wildtiere gebissen hatten. Die Tularämie wird vom Bakterium francisella tularensis ausgelöst, das als hochansteckend gilt. Kommt die Tularämie einmal zum Ausbruch, kann sich schnell eine Seuche daraus entwickeln. Daher ist ein Auftreten dieser Krankheit meldepflichtig. In den letzten Jahren konnte die Krankheit in Deutschland stark reduziert werden. Einen letzten größeren Ausbruch, bei dem auch Menschen betroffen haben, gab es im Oktober 2005 in der Region Darmstadt nach einer Hasentreibjagd.

Anders als die Rodentiose kann die Tularämie mit Antibiotika wie Streptomycin jedoch ganz gut behandelt werden, wenn sie rechtzeitig diagnostiziert wird. In den USA wird derzeit an einem Lebendimpfstoff gearbeitet, der vor allem für Menschen gedacht ist, die mit wilden Tieren in Kontakt kommen, der aber möglicherweise auch irgendwann für Haustiere erhältlich sein wird.