Eigentlich wirken Kaninchen wie süße Knuddeltiere und perfekte Begleiter für Kinder. Eigentlich. Tatsächlich fallen Kaninchen häufiger durch überraschende Aggressivität auf und können sogar beißen. Teilweise liegt dieses Verhalten in der Natur begründet, teilweise kann es jedoch auf Haltungsfehler oder Krankheiten zurückzuführen

sein.

Kaninchen sind Fluchttiere

Zunächst einmal sind Kaninchen trotz ihres niedlichen Aussehens keine Spielkameraden für kleine ungestüme Kinder und schon gar keine Kuscheltiere. In freier Wildbahn sind Kaninchen seit jeher leichte Beute für Raubtiere und Raubvögel gewesen und auch die heutigen Zuchtkaninchen besitzen noch immer jenen angeborenen Fluchtreflex ihrer wilden Vorfahren. So werden sie schnell verängstigt, wenn sich jemand über sie beugt um sie hochzuheben (wie ein angreifender Raubvogel) oder sie eng an sich drückt (wie ein Raubtier, das gerade Beute gefangen hat). Das Kaninchen fühlt sich bedrängt und will die Flucht ergreifen – also beißt es, versucht nach dem Menschen zu treten und kratzt mit seinen scharfen Krallen, was dieser wiederum als Aggressivität wertet.

Auch das Greifen in den Käfig, bzw. ins Gehege wird vom Kaninchen oft als Angriff auf „sein Revier“ gewertet. Daher kann es durchaus mit Aggressionen reagieren, wenn der Besitzer den Futternapf oder die Heuraufe füllt – auch wenn damit eigentlich etwas Positives verbunden wird.

Bei Weibchen spielen auch die Hormone eine große Rolle: Allgemein sind Kaninchendamen ohnehin dominanter und oft angriffslustiger als ihre männlichen Kollegen (sofern diese kastriert sind), doch gerade während einer Scheinträchtigkeit kann aus einer sonst friedlichen Häsin eine wahre Bombe werden, die bei der kleinsten Provokation hochgeht.

Was tun, wenn das Kaninchen aggressiv ist?

Der Besitzer sollte zunächst den eigenen Umgang mit dem Kaninchen überprüfen: Wird das Tier öfter unverhofft und ungeschickt hochgehoben? Wird ohne Vorankündigung schnell mal Futter nachgefüllt, womöglich während der Mensch gerade noch mit einer anderen Person ein lautes Gespräch führt? „Hört“ der Besitzer auf die Lautsprache des Kaninchens, oder werden Warnsignale wie Grunzen, Brummen und Knurren gar nicht bemerkt? Lebt das Kaninchen in Einzelhaft?

Hier kann schon viel Abhilfe geschaffen werden, wenn das Kaninchen Gesellschaft eines Artgenossen hat und der Besitzer stets mit sanften, langsamen Bewegungen agiert. Muss ins Gehege gegriffen werden, sollte sanft und beruhigend auf das Tier eingesprochen werden, bis das Futter aufgefüllt oder das Wasser ausgetauscht ist.

Schmerzen vermeiden

Manchmal ist die Aggression des Kaninchens auch auf Schmerzen zurück zu führen. So wird heute leider noch immer oft der sogenannte „Nackengriff“ praktiziert, bei dem das Kaninchen am Nacken hochgehoben wird – dies ist FALSCH und kann dem Kaninchen starke Schmerzen bereiten. Kein Wunder also, dass das Kaninchen aggressiv wird, wenn es immer wieder am Nacken gepackt wird und mit dem Hochheben starke Schmerzen verbindet.

Macht der Besitzer gefühlsmäßig alles richtig und das Kaninchen neigt dennoch zu Aggressionen, sollte es dem Tierarzt vorgestellt werden. Dieser kann einer möglichen Erkrankung auf die Spur kommen, deren Schmerzen das Tier so unleidlich werden lassen. So können Erkrankungen der Atemwege zu Atemnot führen, die das Tier wiederum in Panik versetzen und dadurch aggressiv werden lassen. Auch Magenprobleme, Tumore oder eine schmerzhafte Arthrose in den Knochen kann dem Kaninchen schwer zu schaffen machen.