Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich bei Angorakaninchen um besonders flauschige Kaninchen mit langem Fell und auffälligen Haarbüscheln an den Ohren. Tatsächlich werden Angorakaninchen seit langer Zeit als Lieferanten der kuscheligen Angora-Wolle gehalten, aus der Decken, warme Unterwäsche und Strumpfhosen hergestellt werden. Das Angora-Kaninchen ist dabei nicht mit der Angora-Ziege zu verwechseln, aus deren Fell die Naturfaser Mohair gewonnen wird. Die Ziege hat ihren Namen von der türkischen Stadt Ankara erhalten, aus der sie ursprünglich stammt, während das Kaninchen wiederum nach der Ziege benannt wurde.

Das Angorakaninchen als Zuchtrasse

Das Angorakaninchen tauchte vor rund 300 Jahren erstmals als „White Shock Turky Rabbit“ in England auf, wobei nicht eindeutig belegt werden konnte, dass die Kaninchen tatsächlich aus der Türkei kamen. Der europäische Hochadel, insbesondere in Frankreich, fand schnell Gefallen an den flauschigen Tieren und Angorakaninchen waren bald auf dem ganzen Kontinent verbreitet. In Deutschland tauchten Angoras erstmals 1777 auf. Selbst Deutschlands literarischer Riese Goethe beschäftigte sich mit den Tieren: Er war an einer der ersten deutschen Manufakturen für Angorawolle im thüringischen Buttstädt beteiligt.

Heute wird Angorawolle zur Herstellung von Kleidung und Decken fast nur noch in China produziert. Auch als Haustier hat das anspruchsvolle Langhaarkaninchen an Popularität eingebüßt. Neben dem klassischen weißen Angorakaninchen sind in den letzten Jahren außergewöhnliche farbige Angorakaninchen gezüchtet worden, deren Farben nicht von allen Züchterverbänden anerkannt werden. Vor allem in England und den Niederlanden wurden u.a. blaue, schwarze, gelbe und havannafarbige Angorakaninchen gezüchtet, bei denen die Wolle nur noch zur Zierde dient und nicht mehr verarbeitet wird.

Die Haltung des Angorakaninchens

Ein gesundes Angorakaninchen erreicht ein Normalgewicht von etwa 3,5 Kilogramm und ist mittelgroß. Bei Zuchttieren sollte die Wolle mindestens 4 Zentimeter lang sein, dicht und von ausgeglichenem Wuchs. Dünne Wolle oder Filz gelten als Fehler auf Ausstellungen, dürften den Privatbesitzer jedoch nicht stören. Neben den normalgroßen Angorakaninchen haben in den letzten Jahren Zwergangoras viel Zuspruch gefunden. Diese sind entsprechend kleiner und leichter und gleichen besonders niedlichen Fellknäueln.

Angorakaninchen müssen etwa alle zwei bis drei Monate geschoren werden um eine Verfilzung der langen Wolle zu vermeiden. Die Schur kann zuhause erledigt werden (z.B. mit einer sehr feinen Friseurschere) oder einem Profi überlassen werden. Dazwischen sollten sie mehrmals pro Woche gekämmt werden um lose Wolle zu entfernen und Verfilzungen zu vermeiden.

Angorakaninchen müssen nicht auf Rosten gehalten werden, wie früher oft propagiert, doch im Stall muss stets auf größte Hygiene geachtet werden. Versuchshalber können im Stall verschiedene Bereiche mit Kunststoffrosten und Stroh eingerichtet werden, so dass die Kaninchen selbst entscheiden können, welche Unterlage ihnen mehr zusagt.

Die richtige Ernährung des Angorakaninchens

Da Kaninchen beim Putzen immer wieder Wolle verschlucken muss bei Angorakaninchen darauf geachtet werden, dass es nicht zu Verdauungsschwierigkeiten kommt. Dazu sollte den Tieren stets viel frisches Heu und Wasser zur Verfügung stehen. Manche Besitzer schwören auf Papaya und Ananas als Beigabe zum Futter, weil die darin enthaltenen Stoffe Papain und Bromelain zu einer besseren Verdauung der Wolle beitragen. Im Fachhandel ist auch spezielles Futter für Angorakaninchen erhältlich, das auf die besonderen Energiebedürfnisse dieser Rasse Rücksicht nimmt und zusätzliche Nährstoffe und Aminosäuren enthält.